Bangkok und Phuket 2022/23 - Back to Paradise

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      Bangkok und Phuket 2022/23 - Back to Paradise

      Und es ist soweit, ich bin wieder unterwegs. In 8 Stunden geht der Flug nach Bangkok über München und Singapur. Umständlich, aber die Nachwehen von Covid haben die Airlines fest im Griff und von Düsseldorf gibt es sonst keine bezahlbaren Flüge derzeit nach Südostasien. Früher unterboten sich Etihad, Emirates, Singapore Airlines, Cathay Pacific, China Airlines und All Nippon um Fluggäste nach Osten mit Direktflügen von Rhein-Ruhr, immerhin die Nr. 3 in Deutschland noch vor Berlin (!!!). Heute kann man froh sein, wenn Emirates für 800 Euro mit Zwischenstopp Dubai ein Ticket anbietet. Die Star Alliance macht derzeit noch die besten Angebote, ich hätte zum gleichen Preis auch mit Zwischenlandung in Zürich mit Swiss oder in Wien mit Austrian fliegen können. Aber Singapur ist eine der sehenswertesten Städte der Welt und der kurze Zwischenstopp dort muss einfach sein. Selbst wenn man den Flughafen nicht verlässt, dort gibt es Botanische Gärten auf dem Dach, Swimmingpools, Schmetterlingsgärten, und die genialste Fusion-Küche mit Elementen aus Thai, Tamil, China, Vietnam, Bali und Malaysia. Und, nennt es Spleen oder Ritual, ich kaufe mir immer die neue Ausgabe der Straits Times und lese sie bei einem Glas Tee im Kaktusgarten des Flughafens Singapore Changi. Dann ist man in Südostasien angekommen. Und Thailand wartet schon.

      Nächster Halt Bangkok-Sathorn, Lumphini Park. Ich melde mich von dort wieder, falls Interesse wieder mit Reisebericht.
      Bangkok ist einfach unbeschreiblich. Die Stadt erwacht aus ihrem Pandemieschlaf. Das Leben sprüht wieder, bei den Thais aber noch immer (trotz Freigabe der Regierung) mit Maske. Die einzigen, die die neue Freiheit nutzen, sind die Europäer. Ich muss gestehen, aus Respekt vor den Bedürfnissen der Menschen und weil es die Leute um mich herum sichtlich beruhigt, trage auch ich noch Maske in Ubahn, Skytrain und geschlossenen Räumen, auch wenn es nicht mehr vorgeschrieben ist. Es nimmt euch aber auch niemand richtig übel wenn ihr das Ding einfach weglasst.

      Die Shopping Malls sind wieder voll. Egal ob Central World, Terminal21 oder MBK. Als ich kurz nach Sonnenuntergang ankam, fiel mir als erstes auf, wie dunkel die Stadt geworden ist. Kaum einer der riesigen Hochhaustürme hat Licht an, und ragt wie ein schwarzer Schatten in den Himmel. Ich kenne das noch anders. Auch hat die Stadt schwules Flair massiv eingebüsst. Gefühlt sind die Heteros unter den Urlaubern noch extremer dominierend als in den Jahren bis 2019 schon. Was auch damit zu tun hat, dass es nicht mehr viel schwules Leben gibt.

      Mein Zimmer im SO Sofitel hat direkten Blick auf Sathorn, und es brach mir fast das Herz, als ich von hoch oben in meinem Zimmer sah, dass auf dem Grundstück der Babylon Sauna ein riesiger Baukran steht. Das Gebäude ist bereits weg. An der Sukhumvit 10 Minuten südlich von Asoke hat eine neue Sauna aufgemacht, die Krubb Bangkok heisst und versucht einen Teil der Babylon-Stammgäste anzulocken. Ich gehe übermorgen mal hin, ausprobieren. Aber die Babylon ist meiner Meinung nach nicht zu ersetzen.

      In Silom hat sich einigen getan. Anstelle der Schmuddelstrasse mit den Boy-Sexshows haben sie einen bildhübschen Komplex hochgezogen mit Gin- und Weinbars und Markengeschäften. Man mag mich dafür hassen, aber der Schwulen Verlust ist ein ästhetischer Gewinn für das Stadtbild. Schwules Rotlicht gibt es kaum noch, gerade mal 2 Bars im Umfeld der Silom Soi 4 haben überlebt. Und wer meint, online wären Alternativen…. Vergesst Gayromeo, nehmt Grindr oder anderes internationales. Gayromeo hat kaum noch 40 aktive Profile in ganz Bangkok, ich hab’s geprüft. Und, diese sehr persönliche Meinung sei mir gestattet, das Scheiss Romeo kann besser sofort kaputt gehen, so viele Szeneläden wie es in Deutschland auf dem Gewissen hat, ich hasse diese App abgrundtief.

      Die Bangkoker Schwulenbars sind nur noch auf die Silom Soi 4 begrenzt. Es hat auch fast alles dort wieder auf. Möglich dass es die Thai-Szene in Ari, Saphan Kwai und Ramkhamhaeng noch gibt, aber dort hin- und auch reinzukommen ist Bangkok-Profis mit Thai-Sprachenkenntnissen vorbehalten. Silom Soi 4 besteht aus der deutschen Kneipe am Eingang, normalen Bars in der Mitte und der Showbar Jupiter am Ende. In der letzteren bieten sich nach klassischem Gogo-Konzept Jungs zwischen 28 und 38 mit Nummern am Slip zu „Kauf“ (sprich Barablöse oder Boydrinks) an. Wer Sixpacks und sportliche Typen mag, ist hier richtig, Teenys gibt es kaum. Allerdings ist der Laden nicht exklusiv schwul. Man konkurriert mit etwa 1/3 Frauen unter den Besuchern, hauptsächlich chinesische Hausfrauen um die 40, was sehr faszinierend zu sehen ist. Der Barbesitzer entschuldigte sich bei mir, dass von den 20 Jungs bei ihm nur 2 Schwule seien. Auf die Idee kommt man aber selber, wenn man den Jungs im Vorbeigehen in die Augen sieht und der Blick nur von Zweien erwidert wird. In Thailand heisst das nichts, entsprechendes Cash vorausgesetzt treiben es selbst überzeugte Heteros mit Kerlen, aber ob es ein so tolles Gefühl ist, wenn der Gegenüber 2 Cialis und sichtlich jede Menge Überwindung für „seine Manneskraft“ braucht, steht auf einem anderen Blatt. Ich hatte diese Erfahrung vor zig Jahren mal in Pattaya gemacht und achte seitdem ausschliesslich auf Schwule Jungs. Das Barpersonal ist da eine grosse Hilfe, einfach fragen. In Patpong gibt es eine weitere Bar, die ich aber nicht besucht habe. Der Nightmarket dort hat 3/4 seiner Stände eingebüsst. Dass es trotzdem noch einige wenige gibt lässt die Schlussfolgerung zu, dass diese Geschäfte zwar toleriert werden und jederzeit öffnen dürfen, aber in 2 Jahren Isolation so viele Standbetreiber pleite gemacht haben dass kaum noch jemand übrig ist und derzeit auch niemand mehr nachkommt.
      Phuket… vom Gay-Paradies zur Gay-Enttäuschung


      wer sich noch an rauschende Nächte in der Boat Bar genauso erinnert wie an fast familiäre freundliche Massage-Boys, muss jetzt ganz stark sein. Denn das schwule Phuket, das so viele wie ich und mein ganzer Bekanntenkreis liebten, ist tot. Es starb irgendwann 2020 an Corona. Loungige Bars, Jungs mit mehr Herzlichkeit als in den Kommerz-Zentren Pattayas, Massage-Träume mit den süssesten Schnuckeln Asiens… behaltet es in guter Erinnerung, bis auf weiteres wird es nicht wiederkommen. Phukets Gay Szene ist tot. Endgültig. 2017 war es schon einmal fast soweit, aber Corona gab endgültig den Rest.

      Kommt man heute wieder nach Paradise Complex, ist kaum noch etwas am Leben. Faktisch alle Lokale sind zu. Tot. Nichts mehr da. Ein paar Jungs sitzen auf den Podesten vor der Tangmo-Bar, die 2019 noch geile Boyshows bot. Nein, der Laden ist zu, dient derzeit als Abstellplatz für die Motorroller der letzten Besucher, wird mir gesagt. Sie, die hier auf Farangs warten, machen Stimmung fürs Zag, dem allerletzten was von Patongs ehemaliger Gay Szene noch lebt. Ich selbst mache ein Foto von der Boat Bar, bzw. der finsteren Bauruine mit dem „For sell or rent“ Spruchband an der Tür, die sich nun an dieser Stelle befindet. Und muss Tränen zurückhalten, denn 2011 habe ich hier einige der schönsten Abende meines Lebens verbracht. Zurück zu den restlichen Lokalen. James Dean, Connect Guesthouse, My Way, Passport Pub… tot. Das ZAG lässt mit ein paar süssen Jungs noch Gäste von der Strasse anziehen für ihre Transenshows. 3/4 der Gäste sind Hetero-Pärchen, die sich die Mutprobe geben, mal in ner Schwuchtelbar Spass gehabt zu haben. Nach der üblichen Transenshow (die jene mittlerweile toten Gay-Lokale als Bühne und Unkleidekabinen nutzen), zieht alles in die Innenräume des Zag. Ein paar Thai-Prinzchen haben Flaschen an Schnaps und Eimer voll Bier bestellt für alle die sie für würdig erachten mit ihnen bekannt zu sein…. Nach 2 Stunden ist kaum etwas von dem Alkohol an „würdige“ Bekannte geflossen, und geht zurück. Egal, ist ja bezahlt.
      ich beschliesse zu gehen. Nein, Patong ist auf Jahre hinaus KEIN schwules Reiseziel mehr. In Bangkok und Pattaya haben vielleicht Reste Schwulen Lebens überlebt, hier nicht.

      ich beschliesse, mein Urlaubsgeld in Jetski-Touren und Tauchkurse zu investieren. Diese (definitiv nicht mehr) Schwule Szene braucht mich und mein Geld nicht mehr. Danke für 13 Jahre tolle Erinnerungen. Aber nach Phuket kehre ich unter diesen Voraussetzungen NIE WIEDER zurück.

      In Karon angekommen schaue ich mir Schwule Berichte von Bali an. Seminyak und Kuta… liest sich alles irgendwie wie Patong und Paradise Complex. Also auf Bali war ich noch nie…… ein Grund für eine Änderung meiner Vorlieben. Danke für eine glorreiche Vergangenheit Phuket. Aber es wird definitiv Zeit für etwas Neues.

      Gerry29 schrieb:

      Phuket… vom Gay-Paradies zur Gay-Enttäuschung


      wer sich noch an rauschende Nächte in der Boat Bar genauso erinnert wie an fast familiäre freundliche Massage-Boys, muss jetzt ganz stark sein. Denn das schwule Phuket, das so viele wie ich und mein ganzer Bekanntenkreis liebten, ist tot. ...


      ... Oh, ja da war ich anfangs 90er auch Jahrelang dabei. Hab auch hier im Forum viel berichtet damals. Nun bleibt mir heute nur noch das schwelgen in Erinnerungen. Aber diese Erinnerungen sind wie in einer Samet-Wolke kuschelig und vergänglich schön verpackt. ...

      Danke Thailand, das du uns Alternde so verwöhnt hast. ...

      Danke Gerry für deine Berichte. :thumbup:
      Phuket… ein Lichtblick

      Wie schon geschrieben ist die ehemals grosse Gayszene in Patong praktisch tot. Einzelne kleine versprengte Ziele sind allerdings verblieben. Und ausgerechnet die machen Hoffnung auf mehr in Zukunft. So hat sich abseits des (jetzt unschwulen) ZAG Clubs ein kleiner Hauch von Sunee Plaza (alte Pattaya-Reisende können sich eine Vorstellung machen) etabliert. Rund um die Heaven Bar direkt kurz hinter dem Haupteingang des Royal Paradise Hotels am Delphin-Springbrunnen haben sich 4 Boy-Massageläden nur etabliert oder (wie das Blue Dolphin) sogar gehalten. Die Heaven Bar selbst ist eine klassische Host-Bar, wie man sie am Sunee in Pattaya einst hatte. Natürlich ist das ganze, weswegen dieser Vergleich zum Sunee Plaza meiner Meinung nach auch gut passt, auf eine bestimmte Dienstleistung konzentriert: Ich umschreibe es mal mit den Worten, „dass hier vor allem ganz gewisse männliche Körperteile besonders intensiv massiert werden“ (O-Ton eines Massageboys zu mir). Auch können die Bar-Jungs ausgelöst werden (stundenweise oder langzeit) und bieten, da die allermeisten Hotels solchen Besuch sanktionieren, für 300 Baht (8,90 Euro) ein Bett in der Umgebung zum kurzzeitigen Triebabbau an. Wie gesagt, ein Hauch von Sunee, und sogar ähnlich dunkel und verrucht.
      Was das ganze zu einer Hoffnung macht fürs Schwule Phuket? Nun, diese Bar wird täglich von einer grossen Gruppe pensionierter Schweizer Ex-Pats und Langzeiturlauber frequentiert. Die Sorgen für beständiges Einkommen durch Getränkeverzehr und hin und wieder dem einen oder anderen Barboy ein kleines Auskommen. Diese Gäste sind meist sehr treu und ortsgebunden durch ihre Stammtische und Bekanntenkreise, was die Überlebenswahrscheinlichkeit stark erhöht. Und ich habe beobachtet, dass die Schweizer Rentner nicht alleine bleiben, sondern auch andere Gäste anziehen. So war die Bar gestern bis auf den letzten Platz voll und die Jungs mussten sich in der Umgebung noch Tische und Stühle leihen.
      Wen die „Sunee-Plaza-Atmosphäre“ nicht stört, der wird hier schöne Abende erleben. Und vielleicht ist es ja der Funken, der Phuket irgendwann wieder zu einem richtig grossen Schwulen Reiseziel machen wird.
      Phuket… allgemeines

      Die Insel, die bereits seit über einem Jahr wieder geöffnet ist noch vor allen anderen Gebieten, hat insgesamt kaum an Schönheit eingebüsst. Im Gegenteil, Strände wie Karon, Kata Noi und Kamala sind so weit renaturiert in der Tourismuspause, dass sie wieder zu lebendigen tropischen Traumstränden geworden sind. So klares sauberes Wasser habe in Thailand ausserhalb der Nationalparks Koh Chang, Koh Samet und Koh Tao noch nie gesehen bis 2020. Viele Hotels haben aufgerüstet und modernisiert, gebaut wird wieder als gäbe es kein Morgen. Die Bangla, Patongs Version der Pattaya Walking Street, ist voll und wirbt mit ihren Ping Pong Shows, etwas was ich mir als schwuler Mann nicht bildlich vorstellen mag.

      Die Gästestruktur hat sich zu früher verändert. Die Chinesen sind kaum noch anzutreffen (zumindest solange ihr grosser Führer Xi sie wegen COVID weiter einsperrt), dafür sind die Russen in doppelter Stärke zurück. Der Grund ist einfach: Wegen den Kriegssanktionen gibt es nur noch Charterflüge nichtrussischer Airlines, und die bieten Flüge und Pauschal-Gesamtpakete über chinesische Zahlungssysteme (europäisch-amerikanische sind ja abgeschaltet) nur im Umkreis internationaler Flughäfen. Wie Pattaya-UTapao oder eben Phuket. Da muss man durch, macht man hier Urlaub. Die Cannabis-Legalisierung verjüngte das Publikum zusätzlich, mit dem zweifelhaften Effekt dass jede Ecke von Patong und viele Hotelbalkone den widerlichen beissenden Gestank brennender Joints verströmen. Das Zeug gibts auch in Mengen überall zu kaufen, Gesetze wie das Verbot des nichtmedizinischen öffentlichen Konsums werden von niemandem eingehalten.

      das Klima ist wie immer, feucht heiss, mit Sonnentagen Mitte bis Ende November, der zweiten Dezemberhälfte und Februar-März. Wer nicht die zugebaute Bucht von Patong mit ihren riesigen Kreuzfahrt-Schiffen ertragen möchte, kriegt zwischen Surin, Kamala, Karon, Kata und Kata Noi eine tolle Hotelauswahl. Die Tuktuk-Mafia gibt sich erstaunlich bescheiden, verlangen 25% weniger als 2019, dafür sind Taxis teurer. Massagen kosten mit 400 Baht plus Tip wesentlich mehr als in Pattaya. Essen ist ebenfalls die Phuket-üblichen 25% teurer als woanders. Getränke in Bars bewegen sich auf deutschem Niveau, sind aber auch nicht teurer geworden. Zusammengefasst ist Phuket nicht billig, aber dafür wesentlich schöner als Pattaya, Samui oder Hua Hin.